Wir gratulieren Werner Kropf zu zwei Landespreisen!

Für seinen  vielfältigen  ehrenamtlichen Einsatz erhielt Werner Kropf die Ehrennadel des Landes Sachsen-Anhalt und für sein außergewöhnliches Engagement in der Flüchtlingsarbeit den Integrationspreis 2016. Dazu gratulieren wir ihm sehr herzlich! An der hoch verdienten  Anerkennung ändert auch nicht, dass er aus persönlichen Gründen die Annahme ablehnte. Dazu zum Schluss des Beitrages.

Aus dem Antragstext die Begründung für den Integrationspreis:

Im August 2015 luden die Kreisverwaltung Halberstadt und Netzwerk „Integration“ zu einer Veranstaltung ein. Dabei wurde um Unterstützung bei der Arbeit mit Asylsuchenden geworben. Mehrere WIN-Mitglieder, 2 davon mit Arabisch-Sprachkenntnissen, wie Werner Kropf, nahmen sofort Unterstützungsarbeit in der Zentralen Aufnahmestelle in der Kreisstadt Halberstadt auf.

Werner Kropf half wöchentlich an mehreren Tagen vor Ort  mit Sozialarbeitern der Diakonie, Arzt, Polizei, Wachdienst, BAMF, Jugendamt, Ausländeramt, Transferstelle, Psychologischen Diensten, usw. Gespräche zu führen und Regelungen im Interesse der Flüchtlinge und der Behörden zu finden und zwar sowohl in der ZAST wie auch bei den Halberstädter Behörden. Nur 2 oder 3 arabisch sprechende Mitarbeiter standen stundenweise für manchmal über 3000 Flüchtlinge pro Tag zur Verfügung. Der Unterstützungsbedarf war gewaltig. Von unterschiedlichen Behörden wurde er oft telefonisch angefordert.

Werner Kropf fuhr mehrfach in der Woche auf eigene Kosten von Wernigerode nach Halberstadt und zu den verschiedenen Behörden, wobei er auf eigenes Risiko auch Flüchtlinge beförderte. Er  bezahlte in dringenden Fällen privat für Flüchtlinge Kosten für Essen, Medikamente usw. Zwangsläufig erreichten ihn auch in seiner Freizeit viele Anrufe von Flüchtlingen, die nach dem Transfer in Unterkünfte im ganzen Land Probleme hatten.

Inzwischen wohnen etliche der betreuten Flüchtlinge  in Wernigerode. Werner Kropf begleitet die Flüchtlinge in Wernigerode und Halberstadt zu den Behörden, wie Einwohnermeldeamt und Koba, Ausländeramt,  zu Krankenkassen, Banken, privaten Vermietern, Wohnungsbaugesellschaften, Dolmetschern, Sportvereinen,  Ärzten, Zahnarzt, Optiker, Kirchen, Schulbehörden, Gebrauchtmöbelhändler, Kreismusikschule, Bildungsinstituten für Integrationskurse, zum „Cafe International“, zu Kirchenveranstaltungen, zum internationalen Frauen-Sprachcafe.

W. Kropf besorgt Umzugsfahrzeuge, organisiert Umzüge und fährt die Umzugsfahrzeuge. Er fuhr privat Flüchtlinge aus Wernigerode zum Landkreis nach Sangerhausen, um dort Behördenvorgänge zu klären. Im Zeichen der Familienzusammenführung holte Herr Kropf sogar die Eltern eines Musikers vom Flughafen Berlin ab.

Herr Kropf lud Flüchtlinge in sein Haus zum Essen ein, zeigte ihnen die Stadt Wernigerode und organisierte privat Fahrten zu Sehenswürdigkeiten im Landkreis.

W. Kropf hilft bei der Beschaffung von Urkunden, stellt mit Flüchtlingen zusammen bei der deutschen Botschaft Anträge auf Familienzusammenführung und verlieh auf Anfrage privat Geld für die Übersetzung von Dokumenten, dringende Anschaffungen, Familienzusammenführungskosten.

Die syrischen Musiker werden immer wieder gebeten, bei verschiedenen Veranstaltungen zu spielen. In Benneckenstein, bei den Neinstedter Anstalten, bei Kirchenveranstaltungen, einer kirchlichen Jugendfreizeit und bei einer Kundgebung gegen die Identitäre Bewegung sind sie aufgetreten. W. Kropf begleitet und unterstützt sprachlich  bei den meisten Veranstaltungen.

Etlichen Flüchtlingen verschaffte er Arbeitsstellen, beispw. bei einem Autohaus, Frisören, bei einem Hotel.

Über Monate hat Herr Kropf täglich 4 bis 7 Stunden für Flüchtlingsarbeit aufgebracht. Sein Einsatz war und ist enorm und nicht hoch genug einzuschätzen. Den Flüchtlingen hilft er, eine neue Heimat aufzubauen und den Behörden und der Bevölkerung, die neuen Bürger zu integrieren.

 

Volksstimme, 17.12.2016

„Aus Protest gegen Waffenlieferungen     Wernigeröder lehnt Auszeichnungen ab.“

Da wir aus technischen Gründen den Zeitungsartikel nicht abbilden können, hier Begründungen, die in dem Artikel zitiert werden:

Sehr geehrter Herr Ministerpräsident Haseloff,

durch ein Schreiben des Innenministers Herrn Holger Stahlknecht wurde ich darüber informiert, dass Sie mir „für mein vielfältiges Engagement“ die „Ehrennadel des Landes Sachsen-Anhalt“ verliehen haben. Nach reiflicher Überlegung lehne ich diese Auszeichnung mit folgender Begründung ab:

Von 1979 bis 1981 war ich als Berater im Ministerium für Landwirtschaft in der damaligen VdR Jemen tätig. Wir Landwirtschaftsspezialisten haben in diesem zurückgebliebenen Land bei extremer Hitze eine wirksame Entwicklungshilfe geleistet.

Seit März 2015 führt eine von Saudi-Arabien geleitete Militärallianz massive Luftangriffe im Jemen durch, der dort tobende Krieg hat bisher tausende Todesopfer gefordert, etwa die Hälfte davon sind Zivilisten. Millionen Jemeniten sind auf der Flucht im eigenen Land, hunderttausende waren in den Sommermonaten – in denen 45 bis 48° C herrscht – vom Trinkwasser ausgeschlossen, die Hilfsorganisationen der UNO haben mehrfach vor einer humanitären Katastrophe gewarnt. Die reichsten Ölländer zerbomben mit Unterstützung einiger NATO- Staaten das schon bisher ärmste Land der Arabischen Halbinsel. Bis jetzt hatte dieser Krieg, der mir auf Grund unserer damaligen Tätigkeit und vieler jemenitischer Freunde besonders nahe geht, keine Gewinner – mit Ausnahme der Rüstungskonzerne.

Die Bundesrepublik Deutschland war 2015 der drittgrößte Waffenexporteur der Welt und liefert seit Jahren Waffen an die Mitglieder der Militärallianz wie Saudi-Arabien, Katar, die Emirate, Ägypten und in Krisengebiete des Nahen Ostens.  

Ich wende mich mit meiner Ablehnung der Auszeichnung gegen die doppelzüngige Politik der von der CDU und SPD geführten Bundesregierung, die einerseits umfangreiche Waffenexporte genehmigt und anderseits unser Land für Flüchtlinge öffnet. Dass unter den Flüchtlingen kaum Jemeniten sind, hängt damit zusammen, dass das Land zu Land, zu Wasser und zur Luft von der Militärallianz nahezu hermetisch abgeriegelt ist.

Meine Unterstützung für syrische Flüchtlinge erst in der ZAST Halberstadt und ab Dezember 2015 bis heute resultiert aus meiner solidarischen und humanistischen Einstellung diesen leidgeprüften Menschen gegenüber. Ich konnte durch meine Arabisch- und Englischkenntnisse wirksam helfen. Während meiner sechsjährigen Tätigkeit in Ägypten und im Jemen habe ich viel Gastfreundschaft erfahren, die ich gegenüber meinen Schützlingen erwidern kann: von den zehn Syrern haben sieben den Integrationskurs abgeschlossen, drei sind noch dabei, sechs arbeiten bereits in Wernigeröder Betrieben und Einrichtungen, alle haben Wohnungen erhalten – sie sind in Wernigerode angekommen. Ich werde mein Engagement auch weiter fortsetzen.

Sehr geehrter Herr Ministerpräsident, ich fordere Sie auf, Ihr hohes Amt in unserem Bundesland, als Mitglied des Bundesrates und als Vorstandsmitglied der CDU entschieden und beharrlich dafür zu nutzen, dass die Bundesregierung keine Waffenlieferungen in Krisengebiete genehmigt und wirksamer als bisher Fluchtursachen bekämpft. Und sollten Sie vielleicht einwenden, dass Sie als Landespolitiker zu wenig Einfluss auf die Bundespolitik haben, so denken Sie an Martin Luther, der als kleiner Mönch in Ihrer Heimatstadt Wittenberg durch seine mutige Haltung die Welt verändert hat.

Mit freundlichen Grüßen, Werner Kropf