Alle Artikel von Lothar Andert

Samir Sido vom Land für Integrationsarbeit in 2017 geehrt!

Vielen Dank für diese Ehrung!

Vielen Dank an die Bundesrepublik und das Land Sachsen-Anhalt, dass wir Geflüchteten in dieses Land des Friedens kommen durften und hier leben dürfen.

Vielen Dank an die Bürgerinnen und Bürger, die uns schon in der ZAST und anschließend in Wernigerode mit großer Herzlichkeit und Umsicht in allen Lebensbereichen, mit viel Zeit und Rat und Tat und Geld unterstützen, ohne uns zu bevormunden. Der Dank gilt insbesondere den Mitgliedern des Vereins „Wernigeröder Interkulturelles Netzwerk“.

Sie alle haben uns  das Vertrauen geschenkt und wir dürfen in den verschiedensten Bereichen arbeiten um uns zu integrieren und finanziell von Behörden unabhängig zu machen.

Ich fühle mich als Teil der  Gesellschaft in Wernigerode  akzeptiert und freue mich als Brückenbauer zwischen Geflüchteten und allen anderen in Wernigerode Lebenden arbeiten zu dürfen. Hier kann ich andere unterstützen und das weitergeben, was ich in Wernigerode gutes erfahren habe.

Samir  Sido

 

Integrationspreis 2016 des Landes Sachsen-Anhalt

Staatssekretärin Susi Möbbeck schrieb dem WIN e.V.  zum Integrationspreis 2016:

“ Auch wenn in diesem Jahr andere Preisträger mit dem Integrationspreis bedacht wurden, möchte ich mich auf diesem Wege mit beiliegender Urkunde für Ihre Bewerbung und für Ihr  Engagement bedanken. Ich würde mich sehr freuen, wenn Sie auch im kommenden Jahr Ihren wichtigen Einsatz für ein respektvolles Zusammenleben fortführen.“

Der Text der Urkunde lautet:

„Das Wernigeröder Interkulturelle Netzwerk e. V. hat sich mit dem Projekt 

„Musik ist unser Leben“ für den Integrationspreis 2016 des Landes Sachsen-Anhalt beworben. Hiermit wird der beispielhafte Einsatz für die Integration von Zugewanderten und ein respektvolles Zusammenleben gewürdigt.

Die Landesregierung bedankt sich für das Engagement.  

Magdeburg, den 13. Dezember 2016

Da unser Antrag in Teilen  einem Geschäftsbericht entspricht, wird dieser hier wiedergegeben, damit Interessierte auch mehr über die Vereinsarbeit erfahren.

Um Interesse und Verständnis für andere Kulturen und ausländische Menschen zu schaffen besuchen Vereinsmitglieder mit ausländischen Müttern Kindergärten und Schulen. Die ausländischen Mütter erzählen über ihr Herkunftsland, das Leben der Kinder in ihrem Land, spielen und singen gemeinsam mit den besuchten Kindern.

Jeden letzten Mittwoch im Monat veranstalten wir ein „Frauen-Sprachkaffee“. Im lockeren Gespräch miteinander wollen die Frauen die deutsche Sprache üben und die Kulturen besser verstehen lernen. 25 bis 40 Teilnehmerinnen, überwiegend Migrantinnen.

Jährlich feiern wir ein „Interkulturelles Sommerfest“ im Bürgerpark und im November einen „Kulturellen Abend International!“  im Rathaus mit Musik, Tanz und internationalen Speisen unserer Mitglieder. Zu beiden Veranstaltungen haben wir Flüchtlinge auch aus der ZAST Halberstadt eingeladen, Fahrtkosten, Essen und Getränke bezahlt.

Mit speziellen Projekten zeigen wir die Fähigkeiten und Talente der hier lebenden  Ausländer. Mit dem Modenschauprojekt „ohne Grenzen“ konnte eine Italienische Servicekraft beweisen, was sie in Mailand beim Designstudium gelernt hat. Bei dem Projekt haben Italienerin,  Vietnamesen, ein Brasilianer und Deutsche sehr erfolgreich zusammengearbeitet. Auf Einladung des Landes wurde die Modenschau auch noch einmal im Berliner Gebäude der Landesregierung gezeigt.

Im August 2015 luden die Kreisverwaltung Halberstadt und Netzwerk „Integration“ zu einer Veranstaltung ein. Dabei wurde um Unterstützung bei der Arbeit mit Asylsuchenden geworben.

Mehrere WIN-Mitglieder, 2 davon mit Arabisch-Sprachkenntnissen, nahmen sofort Unterstützungsarbeit in der Zentralen Aufnahmestelle in der Kreisstadt Halberstadt auf. Die  Mitglieder halfen wöchentlich an mehreren Tagen vor Ort, mit Sozialarbeitern, Arzt, Polizei, Wachdienst, BAMF, Jugendamt, Ausländeramt, Transferstelle, Psychologischen Diensten, usw. Gespräche zu führen und Regelungen im Interesse der Flüchtlinge und der Behörden zu finden und zwar sowohl in der ZAST wie auch bei den Halberstädter Behörden. Nur  2 oder 3 arabisch sprechende Mitarbeiter standen stundenweise für manchmal über 3000 Flüchtlinge pro Tag zur Verfügung. Der Unterstützungsbedarf war gewaltig.

Häufig standen Flüchtlinge, auch Vater und 7jähriger Sohn, fassungs- und orientierungslos mit ihrem Gepäck auf dem Bürgersteig vor der Transferstelle, weil man ihnen mit einem deutschsprachigen Bescheid mitgeteilt hatte, dass sie sich in der ZAST nicht mehr aufhalten dürften und auf eigene Kosten nach Griebo müssten. Die Flüchtlinge konnten weder Deutsch sprechen noch lesen, wussten nicht was Griebo ist  und waren oft mittellos. Die Transferstelle konnte nach eigenen Angaben nicht mit Bahnfahrscheinen oder sonst wie helfen. 1 WIN-Mitglied fuhr dann die Flüchtlinge zum Bahnhof, kaufte ihnen auf eigene Kosten Fahrkarten, manchmal noch Essen oder gab einen Geldschein mit. In extremen Fällen fuhr das WIN-Mitglied mehrere Flüchtlinge nach Griebo oder Freitag nach 18 h vier Personen nach Salzwedel.

Andere WIN-Mitglieder halfen in der Kleiderkammer oder gaben regelmäßig Kindern in der ZAST Deutschunterricht.

WIN sammelte sehr umfangreich Winterkleider und –schuhe, Koffer, Kinderwagen, Babybedarf,  Buggies, Decken und beschaffte auch gezielt für einzelne Flüchtlinge Rollstühle. Waren die Flüchtlinge dann bereits auf Transfer geschickt worden, wurden die Spenden auch nach Bad Dürrenberg, Halle oder Sangerhausen zu den Familien gefahren.

Mindestens 2 mal wöchentlich wurden die  Kleiderspenden in die ZAST gebracht. In Einzelfällen fuhr das Mitglied auch Flüchtlinge in die Innenstadt und kaufte für diese auf eigene Kosten Winterstiefel oder Winterjacken.

Bei der Unterstützung der Flüchtlinge in der ZAST wurden wir oft auf Arbeits- und Studienmöglichkeiten und  auch mehrfach von syrischen Musikern angesprochen, die gern in Deutschland musizieren wollten. Wir  sammelten die Adressen der Musiker.

Es entstand die Grundidee zu dem Projekt, den Flüchtlingen nach monatelanger Flucht mit Entbehrungen und anschließender Kasernierung in Massenunterkünften  wieder ein paar Tage Normalität mit Gelegenheit zum  Musizieren zu verschaffen und ihnen die Integration in die deutsche Gesellschaft in ihren studierten Berufen oder ihrem Musikhobby  zu erleichtern. Der Vereinsvorstand von WIN gab die Zustimmung zu dem Projekt und beschloss die Finanzierung der Kosten in Höhe von ca. 1.800 €.

Alle studierten Musiker und Hobbymusiker wohnten zu dem Zeitpunkt noch in Massenunterkünften. Nach einem ersten Treffen in der Stadt Burg erfolgte die Organisationsplanung und Medienarbeit. Die Flüchtlinge wurden bei ihren „Urlaubsanträgen“ unterstützt.  Es wurden Wohnraum und Übungsräume für ca. 10 Tage besorgt, Musikinstrumente vom Landesmusikgymnasium und Privaten ausgeliehen, Fahrtkosten, Lebensunterhalt und einheitliche T-Shirts mit der Aufschrift „Musik ist unser Leben“ sowie sprachliche Betreuungskosten  finanziert und vielfache Unterstützung bspw. mit Fahrerdiensten (1.600 km) geleistet. Die Musiker waren glücklich, dass sie wieder Musik machen konnten und mit ihrer Musik Dank sagen konnten an die Deutschen.

Ein erster Auftritt erfolgte beim Kulturellem Abend International (KAI)  des WIN-Vereins am 14.11.15, im Rathaus. Mit  einem Dank-Konzert am 18.11.2015 in der Remise bedankten sich die Musiker  für die Aufnahme in Deutschland. Die Zuhörer in dem ausverkauften Saal klatschen  begeistert Beifall.

Das Konzert zeigte  einen guten Start in die Flüchtlingsarbeit in Wernigerode. MDR-Fernsehen,  Volksstimme und Generalanzeiger berichteten sehr positiv über das Konzert, was für die Wahrnehmung in der Öffentlichkeit wichtig war.

Herr Fitzner, Musikdirektor des Philharmonischen Kammerorchesters Wernigerode, besuchte das Konzert und  sagte ebenfalls Unterstützung für die weitere Förderung der Musiker  zu. Der Pianist Aeham Achmed wird gemeinsam mit dem PKOW am 4. November 2016 in Wernigerode ein Konzert geben.

Es hat ein zweites Konzert  der syrischen Musiker stattgefunden (24.1.16). Ein weiterer Fernsehsender wollte ein Konzert  der syrischen Musiker  filmen und die entstehenden Kosten für Raummiete, Fahrt- und Unterbringungskosten tragen.

1 Tag nach Veröffentlichung der Einladung  erfolgte  eine Absage mit Bezug auf Vorkommnisse in Köln. WIN-Vorstand Lothar Andert als Organisator  hielt das für das falsche politische Zeichen und führte die Veranstaltung auf eigenes finanzielles Risiko  und im Namen von WIN durch. Die Musiker wollten sich in der Remise mit einem weiteren Konzert für die Hilfe und Unterstützung in Deutschland  bedanken. Und damit auch ein Zeichen setzen,  denn die Asyldebatte nach den Vorfällen in Köln zum Jahreswechsel  hat die Lage der um Integration bemühten  Flüchtlinge nicht verbessert und die öffentliche Meinung verschlechtert.  Auch dieses ausverkaufte  Konzert wurde wieder ein voller Erfolg und von den Bürgern und den Medien sehr positiv angenommen.

Inzwischen wohnen alle Musiker mit Geschwistern  in Wernigerode. Nach dem sie ihren Wohnsitz frei wählen konnten, entschieden sich alle für „die bunte Stadt am Harz“.

Vor allem unser arabisch sprechendes Mitglied Werner Kropf begleitet die Flüchtlinge in Wernigerode und Halberstadt zu den Behörden wie Einwohnermeldeamt und Koba, Krankenkassen, Banken, Wohnungsbaugesellschaften, Sportvereinen,  Ärzten, Zahnarzt, Optiker, Kirchen, Schulbehörden, Gebrauchtmöbelhändler, Kreismusikschule, Bildungsinstituten für Integrationskurse. W. Kropf und andere WIN-Mitglieder besorgen Umzugsfahrzeuge, organisieren Umzüge, und, und, und. Im Zeichen der Familienzusammenführung holte Herr Kropf sogar die Eltern eines Musikers vom Flughafen Berlin ab.

Herr Kropf lädt Flüchtlinge zu sich nach Hause ein, zeigt ihnen Wernigerode und organisiert privat Fahrten zu Sehenswürdigkeiten im Landkreis.

Wir unterstützen die Betreuten mit Möbeln, Einrichtungsgegenständen und täglichem Bedarf und bei allen Behördengängen. Oft auch mit privaten Spenden, bspw. für doppelte Mietzahlung bei Wohnungswechsel. Dabei behalten wir unser Ziel im Auge, sie möglichst auch in ihre Berufe und zum eigenständigen Handeln  zu bringen.

Die syrischen Musiker werden immer wieder gebeten, bei verschiedenen Veranstaltungen zu spielen. In Benneckenstein, bei den Neinstedter Anstalten, bei Kirchenveranstaltungen, einer kirchlichen Jugendfreizeit und bei einer Kundgebung gegen die Identitäre Bewegung sind sie aufgetreten.  Sie sind dazu gern  bereit, allerdings mussten jedes Mal  Musikinstrumente von Privatpersonen und Institutionen geliehen werden. Aus einer zweckgebundenen Spende wurde deshalb eine Bouzouki (250 €), eine Sitztrommel (109 €) und eine afrikanische Trommel (108 €) gekauft und dem jeweiligen Musiker mit der Auflage  übereignet, dass er das Gerät in den nächsten 5 Jahren nicht verkaufen soll. Die Musiker sind jetzt freier in ihrer Entwicklung, können nach Belieben proben und sich mit anderen Musikern in Wernigerode zusammentun.

Während der Zeit der Integrationskurse verschafften wir den Flüchtlingen  Jobs in einem Restaurant, einem Autohaus, bei 2 Frisörgeschäften, einem Hotel.

Der  Musiklehrer hat jetzt seit dem  1.10.16 einen einjährigen Arbeitsvertrag mit einer Kirchengemeinde abgeschlossen. Er wird dort die Flüchtlingsarbeit und  regelmäßige Veranstaltungen wie das „Cafe International“  organisieren, Chorarbeit unterstützen und mit Kindern musizieren. Damit kann er einerseits im studierten Beruf arbeiten und ist andererseits nicht mehr auf finanzielle Unterstützung des Staates angewiesen. Beim Landesmusikgymnasium gibt er wöchentlich Musikunterricht.

Inzwischen hatten die Musiker schon etliche  öffentliche Auftritte bei Veranstaltungen gemeinnütziger Organisationen und Kirchen.

2 WIN-Mitglieder haben auch bei 2 Veranstaltungen vor dem Rathaus gegen die „Identitären“ gesprochen:

„Die Medien schreiben von 61 „Flüchtlingen“ im Schlauchboot, die in Europa und irgendwann in der ZAST ankommen. Nach Wernigerode kommen aber 61 individuelle Menschen, Persönlichkeiten, deren Rechte geachtet werden müssen. Auf dem Gerhart-Hauptmann-Stein in Wernigerode steht:

Die Welt wird weder mit Gold noch durch die Gewalttat erlöst, sondern allein durch Menschenachtung, durch Humanität.

Die syrischen Musiker haben dabei einmal als Besucher  und bei der zweiten Veranstaltung gegen die „Identitären“ mit ihrer Musik sehr zur Freude der Teilnehmer  „Farbe bekannt“.

Alle syrischen „Musiker“  in Wernigerode sind noch in den Integrationskursen. „Musikalisch“ haben sie sich schon integriert, sind in Chören oder bei der Musikschule als Schüler oder in ihrer Band aktiv. Wir werden sie und ihre Familienangehörigen in Wernigerode weiter begleiten und unterstützen. Einige helfen auch schon aktiv anderen arabisch sprechenden Flüchtlingen bei Behördengängen oder der Vermittlung von Helfern.

 

 

 

 

Wir gratulieren Werner Kropf zu zwei Landespreisen!

Für seinen  vielfältigen  ehrenamtlichen Einsatz erhielt Werner Kropf die Ehrennadel des Landes Sachsen-Anhalt und für sein außergewöhnliches Engagement in der Flüchtlingsarbeit den Integrationspreis 2016. Dazu gratulieren wir ihm sehr herzlich! An der hoch verdienten  Anerkennung ändert auch nicht, dass er aus persönlichen Gründen die Annahme ablehnte. Dazu zum Schluss des Beitrages.

Aus dem Antragstext die Begründung für den Integrationspreis:

Im August 2015 luden die Kreisverwaltung Halberstadt und Netzwerk „Integration“ zu einer Veranstaltung ein. Dabei wurde um Unterstützung bei der Arbeit mit Asylsuchenden geworben. Mehrere WIN-Mitglieder, 2 davon mit Arabisch-Sprachkenntnissen, wie Werner Kropf, nahmen sofort Unterstützungsarbeit in der Zentralen Aufnahmestelle in der Kreisstadt Halberstadt auf.

Werner Kropf half wöchentlich an mehreren Tagen vor Ort  mit Sozialarbeitern der Diakonie, Arzt, Polizei, Wachdienst, BAMF, Jugendamt, Ausländeramt, Transferstelle, Psychologischen Diensten, usw. Gespräche zu führen und Regelungen im Interesse der Flüchtlinge und der Behörden zu finden und zwar sowohl in der ZAST wie auch bei den Halberstädter Behörden. Nur 2 oder 3 arabisch sprechende Mitarbeiter standen stundenweise für manchmal über 3000 Flüchtlinge pro Tag zur Verfügung. Der Unterstützungsbedarf war gewaltig. Von unterschiedlichen Behörden wurde er oft telefonisch angefordert.

Werner Kropf fuhr mehrfach in der Woche auf eigene Kosten von Wernigerode nach Halberstadt und zu den verschiedenen Behörden, wobei er auf eigenes Risiko auch Flüchtlinge beförderte. Er  bezahlte in dringenden Fällen privat für Flüchtlinge Kosten für Essen, Medikamente usw. Zwangsläufig erreichten ihn auch in seiner Freizeit viele Anrufe von Flüchtlingen, die nach dem Transfer in Unterkünfte im ganzen Land Probleme hatten.

Inzwischen wohnen etliche der betreuten Flüchtlinge  in Wernigerode. Werner Kropf begleitet die Flüchtlinge in Wernigerode und Halberstadt zu den Behörden, wie Einwohnermeldeamt und Koba, Ausländeramt,  zu Krankenkassen, Banken, privaten Vermietern, Wohnungsbaugesellschaften, Dolmetschern, Sportvereinen,  Ärzten, Zahnarzt, Optiker, Kirchen, Schulbehörden, Gebrauchtmöbelhändler, Kreismusikschule, Bildungsinstituten für Integrationskurse, zum „Cafe International“, zu Kirchenveranstaltungen, zum internationalen Frauen-Sprachcafe.

W. Kropf besorgt Umzugsfahrzeuge, organisiert Umzüge und fährt die Umzugsfahrzeuge. Er fuhr privat Flüchtlinge aus Wernigerode zum Landkreis nach Sangerhausen, um dort Behördenvorgänge zu klären. Im Zeichen der Familienzusammenführung holte Herr Kropf sogar die Eltern eines Musikers vom Flughafen Berlin ab.

Herr Kropf lud Flüchtlinge in sein Haus zum Essen ein, zeigte ihnen die Stadt Wernigerode und organisierte privat Fahrten zu Sehenswürdigkeiten im Landkreis.

W. Kropf hilft bei der Beschaffung von Urkunden, stellt mit Flüchtlingen zusammen bei der deutschen Botschaft Anträge auf Familienzusammenführung und verlieh auf Anfrage privat Geld für die Übersetzung von Dokumenten, dringende Anschaffungen, Familienzusammenführungskosten.

Die syrischen Musiker werden immer wieder gebeten, bei verschiedenen Veranstaltungen zu spielen. In Benneckenstein, bei den Neinstedter Anstalten, bei Kirchenveranstaltungen, einer kirchlichen Jugendfreizeit und bei einer Kundgebung gegen die Identitäre Bewegung sind sie aufgetreten. W. Kropf begleitet und unterstützt sprachlich  bei den meisten Veranstaltungen.

Etlichen Flüchtlingen verschaffte er Arbeitsstellen, beispw. bei einem Autohaus, Frisören, bei einem Hotel.

Über Monate hat Herr Kropf täglich 4 bis 7 Stunden für Flüchtlingsarbeit aufgebracht. Sein Einsatz war und ist enorm und nicht hoch genug einzuschätzen. Den Flüchtlingen hilft er, eine neue Heimat aufzubauen und den Behörden und der Bevölkerung, die neuen Bürger zu integrieren.

 

Volksstimme, 17.12.2016

„Aus Protest gegen Waffenlieferungen     Wernigeröder lehnt Auszeichnungen ab.“

Da wir aus technischen Gründen den Zeitungsartikel nicht abbilden können, hier Begründungen, die in dem Artikel zitiert werden:

Sehr geehrter Herr Ministerpräsident Haseloff,

durch ein Schreiben des Innenministers Herrn Holger Stahlknecht wurde ich darüber informiert, dass Sie mir „für mein vielfältiges Engagement“ die „Ehrennadel des Landes Sachsen-Anhalt“ verliehen haben. Nach reiflicher Überlegung lehne ich diese Auszeichnung mit folgender Begründung ab:

Von 1979 bis 1981 war ich als Berater im Ministerium für Landwirtschaft in der damaligen VdR Jemen tätig. Wir Landwirtschaftsspezialisten haben in diesem zurückgebliebenen Land bei extremer Hitze eine wirksame Entwicklungshilfe geleistet.

Seit März 2015 führt eine von Saudi-Arabien geleitete Militärallianz massive Luftangriffe im Jemen durch, der dort tobende Krieg hat bisher tausende Todesopfer gefordert, etwa die Hälfte davon sind Zivilisten. Millionen Jemeniten sind auf der Flucht im eigenen Land, hunderttausende waren in den Sommermonaten – in denen 45 bis 48° C herrscht – vom Trinkwasser ausgeschlossen, die Hilfsorganisationen der UNO haben mehrfach vor einer humanitären Katastrophe gewarnt. Die reichsten Ölländer zerbomben mit Unterstützung einiger NATO- Staaten das schon bisher ärmste Land der Arabischen Halbinsel. Bis jetzt hatte dieser Krieg, der mir auf Grund unserer damaligen Tätigkeit und vieler jemenitischer Freunde besonders nahe geht, keine Gewinner – mit Ausnahme der Rüstungskonzerne.

Die Bundesrepublik Deutschland war 2015 der drittgrößte Waffenexporteur der Welt und liefert seit Jahren Waffen an die Mitglieder der Militärallianz wie Saudi-Arabien, Katar, die Emirate, Ägypten und in Krisengebiete des Nahen Ostens.  

Ich wende mich mit meiner Ablehnung der Auszeichnung gegen die doppelzüngige Politik der von der CDU und SPD geführten Bundesregierung, die einerseits umfangreiche Waffenexporte genehmigt und anderseits unser Land für Flüchtlinge öffnet. Dass unter den Flüchtlingen kaum Jemeniten sind, hängt damit zusammen, dass das Land zu Land, zu Wasser und zur Luft von der Militärallianz nahezu hermetisch abgeriegelt ist.

Meine Unterstützung für syrische Flüchtlinge erst in der ZAST Halberstadt und ab Dezember 2015 bis heute resultiert aus meiner solidarischen und humanistischen Einstellung diesen leidgeprüften Menschen gegenüber. Ich konnte durch meine Arabisch- und Englischkenntnisse wirksam helfen. Während meiner sechsjährigen Tätigkeit in Ägypten und im Jemen habe ich viel Gastfreundschaft erfahren, die ich gegenüber meinen Schützlingen erwidern kann: von den zehn Syrern haben sieben den Integrationskurs abgeschlossen, drei sind noch dabei, sechs arbeiten bereits in Wernigeröder Betrieben und Einrichtungen, alle haben Wohnungen erhalten – sie sind in Wernigerode angekommen. Ich werde mein Engagement auch weiter fortsetzen.

Sehr geehrter Herr Ministerpräsident, ich fordere Sie auf, Ihr hohes Amt in unserem Bundesland, als Mitglied des Bundesrates und als Vorstandsmitglied der CDU entschieden und beharrlich dafür zu nutzen, dass die Bundesregierung keine Waffenlieferungen in Krisengebiete genehmigt und wirksamer als bisher Fluchtursachen bekämpft. Und sollten Sie vielleicht einwenden, dass Sie als Landespolitiker zu wenig Einfluss auf die Bundespolitik haben, so denken Sie an Martin Luther, der als kleiner Mönch in Ihrer Heimatstadt Wittenberg durch seine mutige Haltung die Welt verändert hat.

Mit freundlichen Grüßen, Werner Kropf

 

 

Warum ich Flüchtlingen in der ZAST Halberstadt helfe

Unser Land wird sich verändern – warum ich Flüchtlingen in der Zast Halberstadt helfe

 

Die Kriege und Bürgerkriege im Nahen Osten und in Afrika seit 2003 und besonders seit 2011 haben in den betroffenen Ländern zu unvorstellbaren Zerstörungen, zu hunderttausenden Toten und zur Flucht von Millionen Menschen geführt. Blieben in den ersten Jahren die meisten Flüchtlinge in den Nachbarländern, so kommen sie seit einigen Monaten zu hunderttausenden nach Europa. 2015 werden mehr als 800.000 Flüchtlinge in Deutschland erwartet. In der Regel verlässt niemand seine Heimat ohne Not. Die jetzt kommenden Flüchtlinge haben oft alles verloren: ihre Häuser oder Wohnungen, ihre Arbeit ihre Existenz, oft auch engste Familienangehörige. Mit ihrer Flucht wollen sie ihr Leben retten, in einem sicheren Land ohne Krieg leben und für sich eine neue Existenz aufbauen. Für die Bekämpfung der Ursachen dieser Größten Völkerwanderung der Neuzeit ist die große Politik gefordert: Eine auf Frieden und Entwicklung gerichtete Außenpolitik gegenüber den arabischen und afrikanischen Völkern – ohne Waffenlieferungen aus Deutschland und Europa in diese Krisenregionen!

In der „Zentralen Aufnahmestelle für Flüchtlinge“ (Zast) für Sachsen-Anhalt in Halberstadt sind zurzeit etwa 2.000 Flüchtlinge untergebracht. Da die Unterkünfte in festen Gebäuden nicht ausreichten, wurden etwa 100 Zelte errichtet, in denen jetzt mehr als 700 Flüchtlinge leben. Während einer Informationsveranstaltung des Landkreises in Halberstadt am 13.8.2015 erfuhr ich, welche konkrete Hilfe aus der Bevölkerung gebraucht wird. Unter anderen wurden Sprachmittler dringend gesucht. Da ich für meine 6-jährige Tätigkeit als Landwirtschaftsspezialist in Ägypten und im Jemen Englisch und Arabisch gelernt hatte, entschied ich mich, zwei Mal in der Woche in der Zast zu helfen.

Da etwa 70 von 100 Flüchtlingen aus Syrien kommen, war Arabisch besonders gefragt. Mir wurde an meinem ersten Tag empfohlen, mit zur montäglichen Essenmarkenausgabe zu gehen. Dort gäbe es unendlich viele Fragen der Flüchtlinge, die ich übersetzen könne. Von da an brauchte ich mich über Arbeitsmangel nicht zu beklagen:

– Bitten der Flüchtlinge, besonders der Familien mit kleinen Kindern, möglichst bald aus den     Zelten in ein Zimmer zu kommen;

– Nachfragen zum „Transfer“ , dem Transport in einen anderen Kreis;

– Begleitung und Vermittlung von Gesprächen mit den auf dem Gelände der Zast   befindlichen Dienststellen;

– Begleitung von erkrankten Flüchtlingen zum Ärztestützpunkt usw.

Am ersten Tag wünschte ein junges Ehepaar aus Syrien für die eineinhalb- jährige Tochter einen Kinder- Sportwagen. Zehn Minuten später saß die Kleine in einem solchen gespendeten Wagen.

Der Syrer Jahia erzählte mir, dass er nur die Kleidung besäße, die er auf dem Leibe trug. Seine dünne Hose würde ihn nicht vor der Kälte des Herbstes und des Winters schützen. Nach der Ausgabe der Kleiderspenden war Jahia im Besitz einer Jacke, einer Hose und eines Paar Schuhe.

Von den Mitarbeiterinnen der Caritas werde ich gebeten, Informationen, Aushänge und Plakate ins Arabische zu übersetzen – das geschieht umgehend.

Mit vielen Syrern führe ich Gespräche, erfahre von ihrer oft wochenlangen Flucht über mehrere Länder und frage sie nach ihrer Heimatstadt. 1996 hatte ich mit meiner Frau das damals schöne Land besucht. Wir hatten Damaskus, Palmyra, Hama und Aleppo  kennen gelernt, Damaskus und Aleppo gehören mit 5.000 Jahren zu den ältesten Städten der Welt. Heute sind Aleppo und Hama und viele weitere syrische Städte Trümmerwüsten. Ich sage dann zu den jungen Syrern, dass ihr Land sie nach dem Ende des Krieges dringend braucht – denn wer soll das Land wieder aufbauen, wenn nicht sie?

Bei allen Problemen – täglich kommen bis zu 200 neue Flüchtlinge an und eine gleich hohe Anzahl wird in die Landkreise gefahren – ist die Einsatz- und Hilfsbereitschaft der Haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen  und Mitarbeiter bewundernswert. Geduldig hören sie sich die Anliegen der Flüchtlinge an und helfen, wenn es möglich ist. Auch die Angebote der Bürger Halberstadts und der Orte des Landkreises zu helfen, sind vielfältig: Es werden Spiele  mit den Kindern und Veranstaltungen zur Begegnung organisiert, Kleider-, Sach- und Geldspenden treffen ein.

Wernigerode hat bisher noch keine Flüchtlinge zugewiesen bekommen, doch das wird sich in den kommenden Monaten wahrscheinlich ändern. Deshalb sollten sich der Stadtrat und die gesellschaftlichen Organisationen schon jetzt vorbereitend darauf einstellen, Flüchtlingen, die länger hier bleiben, zu helfen, ein neues Leben zu beginnen: Die Bereitstellung von Wohnraum, die Beschulung der Kinder, der Deutschunterricht für alle, die Berufsausbildung, die Bereitstellung von Arbeitsplätzen und die Einbeziehung in das gesellschaftliche Leben in den Städten und Dörfern unseres Kreises. Dafür müssen auch die Bürger gewonnen werden, damit Integration im besten Sinne des Wortes gelingt.

Nur so wird es möglich sein, dass die zu erwartende Zuwanderung nicht zu unüberwindlichen Problemen führt, sondern eine Chance zur Bereicherung unseres Landes sein kann.

Werner Kropf                                                                    Wernigerode, den 2.9.2015